E-Autos: Ist das Laden in WVV-Parkhäusern teurer geworden?

Die WVV hat die Tarife an den Ladesäulen für E-Autos umgestellt. Aus deren Sicht fairer, aus Sicht eines Nutzers einfach nur teurer.

 

Andreas Eder muss sich aufregen. In Zeiten, in denen viele Menschen über die Feinstaubbelastung in Würzburg diskutieren, ist für ihn die Preiserhöhung an den Stromtankstellen der Stadtverkehrsgesellschaft einfach nur empörend. „Es gibt in Würzburg sowieso zu wenig Lademöglichkeiten und jetzt diese Abzocke . . .“

Statt 1,98 nun 5 Euro

 

Der Grund für den Ärger des Familienvaters: Konnte er bis vor wenigen Tagen noch für 1,98 Euro pro Stunde an den 22-Kilowatt-Ladesäulen in Markt- und Theatergarage Strom tanken, kostet das Gleiche nach seiner Einschätzung jetzt fünf Euro.

 

Bei Ikea kostenlos. Dagegen könne man beim Möbelhaus Ikea auf der Mainfrankenhöhe seinen Wagen kostenlos mit frischer Energie versorgen. Würzburg habe die Zeichen der Zeit wohl definitiv nicht erkannt.

Eder wollte mit seinem elektrischen Stadtauto Renault Zoe ein Zeichen setzen für den Umweltschutz. Und deswegen hat er auch eine Solaranlage auf dem Hausdach, die den gewonnen Strom ins Netz speist.

 

Neue Tarife seit 1. März. Ist das korrekt, was unser Leser da festgestellt hat? Die Frage geht an Jürgen Dornberger, Sprecher der WVV-Tochter Stadtverkehrsgesellschaft (SVG), die beide Parkhäuser betreibt. „Es stimmt, wir haben die Tarife umgestellt. Aber wir rechnen jetzt viel genauer im 15-Minuten-Takt ab.“ Moment: Früher kostete eine Ladung mit 22 Kilowatt (KW) in der Stunde an der Ladesäule 1,98 und jetzt fünf Euro? Das ist doch eine klare Verteuerung?

 

Technik weiterentwickelt Dornberger erläutert die Änderungen so: Mit der bereits bestehenden Erfahrung durch den Betrieb von Ladesäulen in der Markt- und Theatergarage konnte auch die Abrechnungssystematik maßgeblich weiterentwickelt werden. „Wir haben bei unseren Ladesäulen die Abrechnungssystematik auf intelligente, dem Fahrzeug und dem Ladebedarf angepasste Abrechnungslogik umgestellt.“Seit dem 1. März gelten die Anpassungen der Tarifstruktur an den Ladesäulen. Die seien nun in der Lage, die Ladeleistungen der Fahrzeuge zu erkennen und so einen nutzerfreundlichen Tarif zu berechnen.

 

Neue Abrechnungsintervalle

Bisher wurden laut Dornberger für einen Ladevorgang, unabhängig von der Ladeleistung des Fahrzeugs und sogar wenn das Fahrzeug nicht mehr geladen hat, 1,98 Euro pro Stunde berechnet. Mit der Tarifänderung wurde auch die Taktung des Abrechnungsintervalls geändert. Ab sofort werden die Ladevorgänge 15 minutengenau abgerechnet und nicht wie bisher je angefangene Stunde. Der Unternehmenssprecher sagt, eine Ladung sei nicht unbedingt teurer geworden, sondern nach dem neuen Abrechnungstarif sogar günstiger.

 

Und dafür hat er auch ein Rechenbeispiel: Der Ladevorgang hatte eine Dauer von einer Stunde und sieben Sekunden. Der Kunde der Marktgarage habe mit maximal 3,7 KW geladen. Bei der bisherigen Abrechnungsmethode wurden dem Parkhausbesucher hier, mangels Möglichkeit zur Differenzierung, 1,98 Euro pro Stunde, also zusammen 3,96 Euro berechnet. Mit dem neuen Tarif sind dem Kunden lediglich 2,50 Euro berechnet worden: fünf mal 50 Cent im AC1-Tarif.

 

Er macht noch eine Rechnung auf. Der Kunde hat drei Stunden 21 Minuten und 48 Sekunden die Ladesäule belegt und mit 3,7 KW geladen. Nach 70 Minuten ist er vom AC1-Tarif in den günstigeren AC0-Tarif gewechselt. Dieser Ladevorgang hätte mit dem alten Tarif noch 7,92 Euro gekostet. Durch den neuen Tarif werden 5,25 Euro fällig.

 

Wie man erkennen kann, müsse der jeweilige Ladevorgang sehr differenziert betrachtet werden. Er könne fallgemäß zwar teurer aber wie man an den Beispielen sieht, auch günstiger werden, sagt Dornberger.

Durch die neue intelligente Abrechnungsmethode werde der Ladevorgang jetzt differenziert nach der Ladeleistung und fairer abgerechnet. Die Ladesäule messe permanent die vom Auto angeforderte Leistung. Der Tarif werde dann anhand des Maximal-Ladewertes innerhalb des 15-Minuten-Intervalles festgelegt.

Nutzerverhalten ändern

 

Durch eine Änderung des Nutzungsverhaltens, wie beispielsweise eine Reduzierung der Ladeleistung, könne der Kunde die Höhe der Kosten für eine E-Mobilladung selbst besser abstimmen. Die Dauer, die Kunden in den Innenstadthäusern an der Ladesäule stehen gibt Dornberger mit ein bis zwei Stunden an.

Wie an der Ladesäule zahlen?

Das Bezahlen ist auch ein wenig komplexer als an einer herkömmlichen Tankstelle. Man könne über eine SMS bezahlen, die Kosten würden über die Telefonrechnung bezahlt. Der Kunde hat eine App auf dem Smartphone, liest einen Code ein und bekommt eine Rechnung. Oder er besorgt sich eine RFID-Karte hält sie an einen Sensor und bekommt so auch eine Abrechnung.

 

Wo laden in Würzburg?

Einer, der sich schon lange mit Elektromobilität befasst, ist der Unternehmer Joachim Beck. Er lässt auf seinem Betriebsgelände im Friedrich-Bergius-Ring und vorne in der Nürnberger Straße im Expert-Beck-Markt die Kunden seit Jahren kostenlos an seinen Solartankstellen laden. Einige Mitarbeiter nutzen die Gelegenheit und nun auch öfter mal Kunden. Beck fährt fast täglich mit einem Elektro-Auto von Ochsenfurt nach Würzburg zur Arbeit.

 

Es gibt in Würzburg schon 14 Ladestationen. Aber sie sind im Verhältnis zu den herkömmlichen Tankstellen in der absoluten Unterzahl. Neben Ikea haben einige Autohäuser Stromladesäulen für Jedermann und das meist kostenlos. Der Ladepunkt bei Metallbau Hämmelmann in Heidingsfeld kann grundsätzlich auch kostenfrei genutzt werden. Dort heißt es nur: „Stromspenden sind erwünscht“.

Bei der Regierung von Unterfranken können E-Mobile auch betankt werden, eine häufig gehörte Aussage von Stromfahrzeugbesitzern, die aber so nicht stimmt. Die Ladestation ist nicht öffentlich. Dort können Mitarbeiter ihre Autos an die Steckdose hängen, werden Behördenfahrzeuge geladen und Besucher der Regierung können E-Autos mit frischem Strom versorgen.

 

Quelle: mainpost online 14.03.2017

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